Alle Personen in dieser Geschichte sind über 18 Jahre alt.
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Auch indische Männer gelten häufig als Machos und auch aus ihnen kann man Gentlemen machen. Ranveer Majumdars Masterstudium in Eton hatte ihn mit Frauen als Respektpersonen in Kontakt gebracht und eine von ihnen hatte den etwas ungeschliffenen Vaishya-Hindu schliesslich beiseite genommen und ihm einige Dinge über gutes Benehmen gesagt, die ihn verblüfften, aber er war lernfähig.
Als einige Zeit später der Medienhype um Gruppenvergewaltigungen in Indien ausbrach, war er zuerst schockiert gewesen und hatte schliesslich gesagt „so bin ich nicht“. Allerdings hatte er es auch nicht nötig, Frauen zum Sex zu zwingen, sondern seine Herkunft gab ihm in den Augen vieler Europäerinnen ein „exotisches“ Flair, das sie neugierig machte. Es ist bisweilen erstaunlich, dass so etwas in einer globalisierten Welt noch vorkommt, „aber was solls“, hatte sich Ranveer schliesslich gesagt, „ich brauche es ja auch“ und so hatte er seine starke Libido ausgelebt, indem er zwei Affären gleichzeitig führte.
Als diese beiden Frauen voneinander erfuhren, wollten sie sich zuerst gegenseitig die Augen auskratzen, brachen dann weinend zusammen und trösteten sich endlich mit der Erkenntnis, dass es ihnen ja auch nur um Sex gegangen war und der junge Mr. Majumdar keiner von ihnen Treue geschworen hatte.
„Aber er ist so gut im Bett“, schniefte die eine.
„Glaubst du, wir können je wieder mit anderen Männern zufrieden sein, nachdem wir so einen Kracher erlebt haben?“
Während sie noch damit beschäftigt waren, das herauszufinden, hatte Ranveer auf der Abschlussfeier jene Dozentin flachgelegt, die ihn dereinst wegen seiner Manieren gerüffelt und nun seine Fortschritte anerkannt hatte. Vor den Augen ihres Ehemannes nahm er sie anal, was das Zeug hielt und liess sich anschliessend von dem Mann betasten, der dabei nicht homosexuelle, sondern ästhetische Interessen verfolgte.
„Die alten Griechen“, kommentierte der Professor schliesslich, „gingen davon aus, der männliche Körper sei grundsätzlich schön. Darüber liesse sich streiten, aber eines steht fest: hätten sie dich gekannt, so würde der Diskuswerfer des Myron anders aussehen.“
Nach dem MBA-Abschluss in Eton war Ranveer an die Fudan gegangen, um dort ein Aufbaustudium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Change Management aufzunehmen, angesichts der Tatsache, dass sich ganz Asien in rasender Veränderung befindet, eine logische Wahl, bei der man die Paxis gleich vor Augen hat. Seine Englanderfahrung kam ihm hier zugute, indem er als Tutor (studentischer Hilfslehrer) im Englischkurs arbeitete, wo er lernte, sowohl Wissen weiterzugeben als auch Verantworung für andere Menschen zu tragen.
„Sie wollen Menschen führen? Dann lernen Sie sie erst einmal kennen“, hatte der Professor dazu gesagt; Ranveers Vater war allerdings nicht so dogmatisch, seinen Sohn in eine Führungsposition zwingen zu wollen, sondern hatte ihm auch die Option vorgeschlagen, Lehrer zu werden, um etwa am renommierten Birla Institute of Technology zu unterrichten und dieser Gedanke gefiel dem Studenten um so besser, je mehr er sich in der akademischen Welt zu Hause fühlte.
Es hatte auch in gewisser Weise Symbolwert, dass Ranveer in Shanghai eine Freundin fand, die Yu hiess, also Jade, denn dies ist das am höchsten geschätzte Material, das die chinesische Kultur kennt und nun hatte er, der Ausländer, eine solche Kostbarkeit erobert.
Die beiden führten eine offene Beziehung wie aus dem Bilderbuch, gingen jeweils mit Wissen und Einverständnis des Anderen mit weiteren Personen ins Bett und Yus Begründung war so schlicht wie rührend: „Wenn es in früheren Jahrhunderten eine gesellschaftliche Konvention war, dass die Ehefrau ihrem Mann noch andere Frauen zur Verfügung stellte, ohne dass sie dabei eine Wahl hatte, warum sollte ich es es dann nicht aus freiem Willen tun? Ich liebe Ranveer und sein Glück ist das meine.“
Um dieses Spiel noch reizvoller zu machen, sagte sie ihrem Geliebten nicht im Voraus Bescheid, sondern setzte eine andere Frau auf ihn an.
Gu Fei, trotz gleichen Familiennamens nicht mit Gu Lian verwandt, war bei der Vorstellung, einen Mann in einer festen Beziehung zu verführen, zuerst unsicher gewesen und hatte dann allmählich Gefallen daran gefunden. Yu selbst hatte sie Ranveer vorgestellt, „damit du ihn dir mal ansehen kannst“, ohne dabei schon von Sex zu reden.
Zwei Wochen später schritt Fei zur Tat und da der Ausländer neben seinen Studien und Sex noch eine dritte Leidenschaft hatte, nämlich Fitness, lauerte sie ihm im Sportbereich der Universität auf.
Nicht frei von einer gewissen Eitelkeit, trainierte Ranveer mit blossem Oberkörper, um sich zur Schau zu stellen und jener englische Professor hatte recht gehabt: Die berühmte antike Statue des Diskuswerfers zeigt einen Mann mit völlig haarlosem Körper und Armen, die fast schon zu zierlich wirken, Ranveer dagegen war breitschultrig, muskulös und hatte Haare auf der Brust, die diesen Namen verdienten.
Zwei andere Leute, ein Mann und eine Frau, hatten zum Schluss nur noch zu ihm hinübergestarrt und sich nervös-erregt etwas zugeflüstert, bevor sie schliesslich zusammen weggingen. Damit waren Fei und Ranveer allein und es wäre allzu viel verlangt gewesen, wenn sie diese Gelegenheit nicht genutzt hätten. Er sah mehrfach zu ihr hinüber und genoss den Anblick, wie das schweissnasse T-Shirt an ihren Brüsten klebte…
Schliesslich lächelte er sie an, sie lächelte zurück, dann kam er zu ihr herüber und legte ihr ein Handtuch über den Nacken.
Dabei liess er seine Hand auf ihrer heissen Haut liegen und Fei zuckte zusammen. Ein leises Stöhnen entfuhr ihren Lippen…
Anstatt jedoch sofort über sie herzufallen, spielte er nur mit den Fingerspitzen über ihren Hals und ihre Schulter und stellte dabei eine Frage.
„Hat dich jemand auf mich angesetzt?“
„Ja“, erwiderte sie mit einem wohligen Seufzen, „deine Freundin.“
Das überraschte ihn für einen Moment und seine Finger verharrten.
Fei sah ihn nun ganz offen an, erfasste seine kräftige Hand und zog sie an die Lippen.
„Ich hatte es noch nie anal, aber sie sagt, du wärest der Beste dafür.“
Jetzt leuchteten Ranveers Augen vor Stolz. Seine Yu…
„Sie hat mich gestern geküsst, ich meine, so geküsst, als ob sie mit mir schlafen wollte. Das hat sie dann aber nicht getan, sondern nur gesagt, ich sollte es mit dir ausprobieren.“
Ranveer leckte sich über die Lippen.
„Wie genau hat sie dich geküsst? Zeigs mir.“
Fei stand auf, schlang ihm die Arme um den Nacken, presste sich an ihn, dass er ihren ganzen Körper spürte und schob ihre Zunge in seinen Mund, woraufhin er ebenfalls zugriff und seine Hände auf und ab wandern liess.
Dann ging sie ohne Weiteres in die Knie, zog ihm die Shorts herunter und nahm seinen dicken Hinduknüppel zwischen die Zähne, reizte ihn mit diesen auf ungeahnte Weise.
Uuuuuhhhh … das hatten die Britinnen nicht gekonnt…
Erol Gülcü und Benni Moldenhauer, die gerade vom Schwimmen kamen, verharrten überrascht auf dem Gang, als sie das Stöhnen aus dem Fitnessraum hörten. Sie lauschten einige Sekunden, schoben sich dabei unwillkürlich immer näher an die Tür heran und linsten schliesslich gemeinsam um die Ecke.
Einige weitere Sekunden später zog Erol wie unter Hypnose sein Smartphone aus der Sporttasche und startete die Videofunktion. Er war zu feinfühlig, um ein ordinärer Spanner zu sein, sondern „nur“ völlig verzaubert von der Schönheit des Anblicks und wollte ihn festhalten.
Man konnte es ihm auch nicht verdenken. Am stärksten wirkte der Kontrast zwischen dem athletischen braunen Körper des Inders und der zarten, blassen Haut der Chinesin, die allerdings weniger zerbrechlich war, als sie wirkte, denn als die beiden sich nun gegenseitig nahmen — die Frage, wer hier wen verführte, wäre falsch gestellt gewesen — da wurden Ranveers wuchtige Stösse mit Begeisterung entgegen genommen und Feis Stöhnen verwandelte sich schliesslich in lustvolles Schreien, als ihr knackiges kleines Hinterteil entjungfert wurde.
Der Inder stiess und stiess und sein Schwanz pumpte noch weiter, während es ihm bereits kam, so dass der Erguss unter dem Kondom heraustropfte und über Feis Ritze und den Oberschenkel hinunter rann.
Als die beiden wieder zu Atem gekommen waren und sich aufrichteten, zogen sich die Beobachter vorsichtshalber zurück. Später bekamen Benni und Robbi Kopien des Videos und speicherten es ebenso wie Erol selbst in gesicherten Ordnern, da sie genug über Hacking wussten, um vorsichtig mit solchen Dingen umzugehen.
***
Zu diesem Zeitpunkt ahnten sie noch nicht, dass dieses Abenteuer bald eine weitere Auflage erleben würde: Fei war nämlich von ihrem Erlebnis begeistert und empfahl dem Basketballcoach Rangsi Xue, der entfernt mit ihr verwandt und neugierig auf eine Bi-Erfahrung war, es ebenfalls mit dem Inder zu versuchen.
„Er ist so stark wie ein Ochse und zuerst habe ich geglaubt, sein Ding zerreisst mich, aber es war wundervoll.“
Xue überlegte nun hin und her, wie er wohl an Ranveer herankommen könnte und folgerte schliesslich, es sei Zeitverschwendung, wenn er es darauf anlegte, in einer Wohnung mit ihm allein zu sein, denn es gab keine plausible Möglichkeit, das herbeizuführen. In der Öffentlichkeit dagegen hätte er zusätzlich noch den Vorteil, dass er nicht mehr zurück könnte, falls er in letzter Minute noch Angst vor der eigenen Courage bekäme, also würde er ebenfalls im Gym eine passende Gelegenheit suchen — und es war nicht sonderlich schwer, diese zu finden.
Am nächsten Abend perlte Schweiss von den Muskeln des Inders, als er den Stress eines überdurchschnittlich langen Tages aus sich herausarbeitete.
„Achtundvierzig — neunundvierzig — fünfzig — Aaaahhhh!
Hab‘ dich, du Mistkerl!“
Der Coach, der ihn aus einiger Entfernung beobachtete, zuckte zusammen, fühlte sich direkt angesprochen, da sonst niemand im Raum war.
Ranveer grinste entschuldigend, das gab Xue wieder Mut.
Beim Duschen klebten die Augen des Chinesen am Körper des Inders, schweiften ab, kamen wieder…
Verdammt, der Kerl sah wirklich gut aus!
Im Umkleideraum brachte Ranveer die Sache schliesslich auf den Punkt.
„Willst du was von mir?“
Xue atmete tief durch.
„Ich hab‘ mich mit Gu Fei unterhalten. Sie ist meine Grosscousine.“
Ranveer hob erwartungsvoll die Augenbrauen. Sollte das eine Anklage werden oder etwas anderes?
„Sie sagt, du bist gut beim Sex.“
„Das bin ich“, antwortete der Inder mit absolut ruhiger Stimme und es war keine Arroganz in dieser Aussage, sondern nur eine Feststellung.
Xue schluckte.
„Darf ich — darf ich deinen Penis nochmal sehen?“
Ranveer betrachtete den hübschen jungen Mann mit einem gewissen Interesse. Er fürchtete sich nicht allzu sehr vor homoerotischen Ideen, warum also es nicht mal ausprobieren?
„Wenn du mir deinen auch zeigst…“
Beide wussten, dass es nicht beim Zeigen bleiben würde, als sie jetzt die Handtücher beiseite legten.
Xue fummelte zuerst neugierig an dem mächtigen Lümmel des Ausländers herum, bis er steif wurde, wagte sich sogar dazu vor, ihn zu küssen, zog schliesslich ein Kondom in der passenden Grösse darüber und Sekunden später wurde er auch schon mit dem ganzen Körper umgedreht und Ranveer bohrte sich in ihn hinein, dass er unwillkürlich aufschrie. Ihn dann vollständig in sich aufzunehmen und dieses Gefühl zu geniessen, war nicht schwer, denn Xue hatte zwar noch nie mit einem Mann geschlafen, sich aber von seiner Frau einige Male probehalber einen Dildo einführen lassen und auf diese Weise geübt, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Nun kam ihm das zugute und er forderte den Inder mit heiserer Stimme auf, stärker zu stossen.
Erol, der inzwischen ein wenig für Ranveer schwärmte und sich deswegen gegen Abend öfters in der Nähe des Sportbereiches herumtrieb, bekam also wieder etwas geboten.
Er dachte dabei nicht in Kategorien wie „Spanner“, sondern beobachtete und filmte das Geschehen einzig um des Geniessens willen, bedauerte höchstens, dass er dafür überhaupt noch ein externes Gerät brauchte, weil es die Cyberaugen mit integrierter Aufnahmefunktion noch nicht gab und segnete seine Entscheidung, vor einigen Monaten eine Speicherkarte mit der grösstmöglichen Kapazität zu kaufen.
Gleichzeitig klebten seine Augen und Ohren live an dem Schauspiel, verschlangen jede Bewegung, saugten jedes Stöhnen auf, bis Ranveer sich aufbäumte und nach vorne fiel, den kleineren Xue dabei platt auf den Boden drückte und dann seitlich von ihm herunterglitt.
Da er es nun auch zur Gänze wissen wollte, küsste er Xue mit Zunge und der erwiderte den Kuss. Bis zum letzten Augenblick gab es keinen Zwang, keine Abwehr, nur Neugierde und Zärtlichkeit.
Erol schluckte und schluckte noch einmal. Dann schob er das Smartphone wieder in die Tasche und als Ranveer das Kondom abstreifte und zu Boden fallen liess, zog der Deutschtürke sich vorsichtshalber zurück, verbarg sich in einer stillen Ecke, bis er die Schritte der beiden anderen hörte und das Klappen einer Tür zeigte, dass sie die Umkleide verlassen hatten.
Obwohl von Neugier gefoltert, zwang er sich, noch einige Sekunden zu warten, schloss dabei die Augen und rief sich den Anblick noch einmal ins Gedächtnis zurück.
Meeensch, Ranveer. Ich dachte, du wärst rein hetero, immerhin wirst du von beinahe jeder Frau hier angehimmelt — und jetzt das!
Schliesslich pirschte er sich wieder in den Umkleideraum zurück, so heimlich wie ein Indianer auf dem Kriegspfad.
Fand das Kondom tatsächlich noch am selben Platz und es war sogar so gefallen, dass kaum einige Tropfen herausgelaufen waren, der Rest sollte auch erhalten bleiben, denn Erol raffte es vorsichtig auf, knotete es zu und liess es in einem ansonsten leeren Fach seiner Sporttasche verschwinden.
Damit ging er dann schnurstracks ins Wohnheim und erzählte seinen beiden Landsleuten in heller Begeisterung, was er gesehen hatte; als sie darauf etwas ungläubig reagierten, weil sie ja wie alle anderen gesehen hatten, dass Ranveer mit Yu in der Öffentlichkeit knutschte, zeigte ihnen Erol das neue Video, worauf sie erst recht staunten.
„Allen Respekt, Mr. Majumdar“, murmelte Robbi schliesslich, „das trauen sich selbst in unserer Zeit noch nicht allzu viele Männer.“
Erol bereitete ihnen noch eine weitere Überraschung, als er vor ihren Augen das gefüllte Kondom auspackte und es mit spitzen Fingern wieder aufknotete.
„Auf meinen ersten Hindusamen. Cheers!“, sagte er dann und schlürfte das Gummiding bis zum letzten Tropfen aus.
Nach einigen Sekunden faszinierten Schweigens meinte Benni zögernd: „Ich habe noch nie Sperma getrunken, nicht mal mein eigenes.“
Erol lächelte vielsagend: „Versuchs doch mal.“
„Wie ist es denn?“, fragte Benni, „ich meine, wie schmeckt so etwas?“
„Nun“, erwiderte Erol nach einigen Momenten des geniesserischen Überlegens, „es gibt Unterschiede im Geschmack und man kann es nicht mit Metaphern beschreiben wie etwa bei einer Weinprobe. Das hier zum Beispiel ist — männlich, nicht einfach nur von einem Mann stammend, denn auch Personen männlichen Geschlechts können ja in jeder Hinsicht feminin sein, sondern männlich im erweiterten Sinne. Stark, beinahe dominant, ein richtiger Kerl.“
Die beiden anderen lächelten, als seine Stimme bei diesen Worten immer schwärmerischer klang und Robbi meinte noch: „Dann mal nur nicht so schüchtern. Hol‘ dir diesen Kerl.“
***
„Schüchtern“ war allerdings nicht mehr die richtige Bezeichnung für Erol, sondern er hatte inzwischen die Qual der Wahl. Asiens Homosexuelle tauschen sich nicht weniger aktiv aus als andere Menschen mit gleichen Interessen und der grosse Westler mit dem grossen Schwanz wurde bei ihnen zu einer Legende.
Der Gerechtigkeit halber muss angemerkt werden, dass es ihm auch Spass machte, diese Legende zu füttern. Als „Deutschtürke“ war er ohnehin im Spannungsfeld zweier Kulturen aufgewachsen und als ihm dann klar wurde, dass diese beiden Kulturen ihre Wurzeln im Osten hatten, wobei die einen sich auf die Indogermanen beriefen und die anderen auf die ursprünglichen Turkvölker, da wollte er sich das genauer ansehen.
Was er fand, war wie ein Zauber, der den ganzen Menschen Erol veränderte. Die westliche Denkweise setzt „Ursprünge“ gleich Primitivität, aber hier in Zentralasien hatten bereits in der Mitte des 6. Jahrhunderts n.Chr. eine Zivilisation und ein ausgefeiltes Kulturleben existiert, in einer Epoche also, als Europa noch im frühen Mittelalter steckte! Darauf konnte man stolz sein!
„DIES sind meine Wurzeln“, sagte er schliesslich und probierte aus, was an Elementen jener Zeit noch erhalten geblieben war. Die traditionellen lang herabwallenden Kleidungsstücke waren freilich zu unpraktisch, Reithosen und Stiefel eben nur zu langen Ritten geeignet, so dass er bei Hemd und Jeans blieb, aber er liess sich nach historischen Vorbildern einen Bart wachsen, der ihm gut stand.
Am liebsten hätte er auch noch eine Reise entlang der alten Karawanenwege unternommen, mindestens durch Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan, wie er nach einem flüchtigen Blick auf die Landkarte sagte, begnügte sich aber vorläufig damit, seine Forschungsarbeiten zu erweitern. Dabei musste er sein bisher gesammeltes Material über den Philosophen Zhang Zhai nicht wegwerfen, sondern der Neokonfuzianismus war ja auch nach Westen vorgedrungen und so fand Erol das ideale Thema für seine Dissertation: „Das Zhengmeng in der Steppe“.
Nachdem er damit sein ursprüngliches Ziel erreicht hatte, war von seiner Stipendienzeit noch ein gutes Stück übrig; er nutzte diese, um sich intensiver mit der Kultur des alten China im Allgemeinen auseinanderzusetzen und ging dazu über die Schriften der Philosophen hinaus, denn ihn interessierte zunehmend der Alltag der damaligen Menschen.
Hierzu war ein Studium jahrhundertealter, noch nie gedruckter Quellen notwendig und was trocken und langweilig klingen mochte, reizte ihn immer mehr. Er wollte wissen und verstehen, zunächst rein aus Neugierde und sodann auch, um sein Wissen an andere weiterzugeben — es gab ja viele ausländische Studenten, die wie er selbst fasziniert waren vom Reich der Mitte und denen er mit seinen gesammelten Informationen helfen konnte.
Irgendwann fiel ihm auf, dass er damit den Grundstein für eine akademische Karriere legte und dass ihm die Vorstellung gefiel, gänzlich in China zu bleiben, denn er fühlte, dass dieses Land ihn in seinen Bann geschlagen hatte und nicht mehr loslassen würde. Warum nicht das Beste daraus machen?
Als Doktorand waren ihm die staatlichen Archive des Landes zugänglich, in denen jene alten Schriften aufbewahrt werden, weiterhin kam ihm zustatten, dass die Fudan Partnerschaften mit anderen Universitäten sowie Bibliotheken und Archiven des Landes pflegt, so dass die Forscher aus einem nie versiegenden Vorrat an Quellenmaterial schöpfen können.
Die andere Seite der Medaille war ein „information overload“, Erol wurde ob der schieren Fülle an Daten oft schwindlig. Zudem hatte er inzwischen zwar gute Kenntnisse des alten Chinesisch, doch ergaben sich gelegentlich Probleme bei der Übersetzung gewisser Worte oder Idiome, die jeweils mehrere Bedeutungen haben konnten. Glücklicherweise standen ihm die fachkundigen Mitarbeiter der Bibliothek zur Seite und drei chinesische Kommilitonen, mit denen er sich angefreundet hatte — neben seinen bisherigen Bekannten Ning Dejun und Qi Wufu war dies ein gewisser He Wenjing — halfen ihm bei Verständnisfragen.
Es liegt nun in der Natur der Sache, dass Menschen vom Thema Sex stärker angezogen werden als etwa von einer Abhandlung über den Ackerbau, auch wenn sie sich das selbst nicht eingestehen.
So blätterte Erol eines schönen Morgens, an dem keine Vorlesung stattfand, „zufällig“ in einer Monographie über Sexualkultur, stiess dort auf eine Anmerkung, die sich auf eine alte Quelle bezog und eine schnelle Recherche im Online-Bibliothekskatalog ergab, dass auch diese Quelle im Bestand der Fudan war. Erol wandte sich an die freundliche Assistentin, deren Dienste jedem Nutzer zur Verfügung standen und fragte danach, kaum fünfzehn Minuten später hielt er eine schwere Schriftrolle in den Händen, die er nur mit Latexhandschuhen anfassen durfte, um das Material zu schonen. Obwohl es sich um eine Kopie handelte — das Original lag, wie man sich erzählte, in einem klimatisierten Panzerschrank — machte der Inhalt auch das Plagiat kostbar.
Es war ein Werk aus der späteren Ming-Dynastie, die zeitlich etwa dem entspricht, was man in Europa als „Frühe Neuzeit“ bezeichnet und Erol bewunderte zunächst lediglich die filigranen Zeichnungen, welche die einzelnen Kapitel schmückten. Was er dann aber aus dem Text an Erkenntnissen zutage förderte, verblüffte ihn, vor allem die Freizügigkeit, mit der über das Thema Sex geschrieben wurde, die Bilder wie auch die Schrift atmeten Körperlichkeit, Sinnlichkeit, Lust und das nicht etwa ordinär oder gar obszön, sondern mit einer kultivierten Verfeinerung, die im Europa dieser Zeit kein Pendant hatte.
Über die reinen Sinnesfreuden hinausgehend, wurden diese in den gesellschaftlichen Kontext eingebunden und Erol las mit wachsender Faszination, daß damals in manchen Regionen Chinas bei vornehmen Familien der Bräutigam, wenn er sich seinen künftigen Schwiegereltern vorstellte, nackt ausziehen musste, um seine körperliche Eignung unter Beweis zu stellen.
Nach damaliger Vorstellung machten drei Dinge einen guten Ehemann aus: ein kleiner (unbeschnittener!) Penis, grosse Hoden und eine dichte Schambehaarung, was jeweils im Einzelnen begründet wurde.
Ein kleiner Penis galt damals wie heute bei traditionell denkenden Chinesen als männliches Schönheitsideal und die Faustregel lautet, dass der Penis in erigiertem Zustand nicht länger sein durfte als die Hand des Mannes breit war.
Ein unbeschnittener Bewerber war gegenüber einem Beschnittenen im Vorteil, weil Natürlichkeit des Genitals damals wie heute geschätzt wurde — im Gegensatz etwa zu Japan, wo der Übergang zur Moderne einen Traditionsbruch mit sich brachte und die Beschneidung bei jungen Männern heute keine Seltenheit mehr ist.
Grosse Hoden versprachen einen Reichtum an Samen, so dass die Ehefrau zahlreichen Kindern das Leben schenken würde und die nächste Generation gesichert war; eine dichte Schambehaarung endlich wurde als Ausdruck starker Libido angesehen, die Frau würde sexuell befriedigt und deshalb in ihrer Ehe glücklich werden.
Von Gleichberechtigung war allerdings keine Rede: Während unverheiratete Männer sich nach Herzenslust austoben konnten, musste die Braut in diesen Kreisen Jungfrau sein, ansonsten hatte sie keine Chance, einen Mann aus ehrbarer Familie zu heiraten.
Da sich nun die menschliche Sexualität unabhängig von Brauch und Sitte nicht einfach abschalten lässt, also viele junge Frauen auch vor der Hochzeit nicht auf Sex verzichten wollten, boten sich ihnen zwei Möglichkeiten: lesbische Verhältnisse mit anderen Frauen, die sie abbrachen, sobald sie einem Mann angetraut wurden oder sie beschränkten sich beim Sex mit einem Mann auf Oral- und Analverkehr, der letztere wiederum wurde auch in der Ehe als Mittel zur Empfängnisverhütung angesehen.
Hatte ein Brautwerber seine Vorstellung zur Zufriedenheit der Familie überstanden, konnten die Vorbereitungen zur Hochzeit getroffen werden, die mit grossem Aufwand zelebriert wurde; der anschliessende Vollzug der Ehe fand — für europäische Leser seltsam genug — im Beisein der Brauteltern statt und diese stimmten während des Akts Gebete an, in denen sie um Fruchtbarkeit flehten.
Kaum hatte der Ehemann sich in der Scheide seiner Frau verströmt, zog er seinen Penis aus ihr heraus, die Eltern der Braut träufelten kostbares Öl auf das erschlaffende Glied und sprachen ein weiteres Gebet, während die frisch besamte Ehefrau ihren Unterleib anhob und die Beine über ihren Körper legte, um dem Sperma den Weg in die Gebärmutter zu erleichtern…
Ein kleiner Penis als Schönheitsmerkmal?, überlegte Erol. Nun, warum nicht? Schließlich sind auch die griechischen Götter, Halbgötter und Helden der Mythologie nicht gerade üppig ausgestattet, wie die erhaltenen Skulpturen und sonstigen Artefakte aus dem Mittelmeerraum zeigen und der Halbgott Priapos wird ausdrücklich als monströse Ausnahme gezeichnet; erst in der Neuzeit begann in der westlichen Welt die bis heute anhaltende Wertschätzung „grosser Geräte“, ein Beispiel dafür ist das Gemälde „Zeus verführt Olympias“ von Giulio Romano, das um das Jahr 1530 entstand.
„Es greift auf ein Thema aus der Antike zurück“, erläuterte He Wenjing später im Studentenwohnheim, wo man das Thema noch weiter diskutierte, „verändert aber die Optik. Zeus wird hier zum einen als halbtierisches Wesen dargestellt, weil man eine antike Gottheit in einem katholischen Land damals irgendwie herabsetzen musste und zum anderen hat er diesen relativ grossen Schwanz. Von da an führt eine direkte Linie zu dem Pornodarsteller John Holmes in den 1970er Jahren.“
Erol staunte nun ein weiteres Mal, weil ihm ein Chinese einen Aspekt europäischer Kultur erklärte, Wenjing allerdings war von dem Thema Sex geradezu besessen und verschlang alles, was er dazu bekommen konnte, entsprechend bestand auch seine Dissertation in einer Gegenüberstellung verschiedener Entwicklungen der Sexualkultur und zeigte auf, dass es kein „besser“ oder „schlechter“ geben konnte, sondern nur verschiedene Ansichten, die im Idealfall friedlich nebeneinander existierten. Dass so etwas Forschungsgegenstand sein kann, zeigt wiederum die neue Offenheit Chinas, das seinem eigenen Kulturerbe bis in die 1990er eher repressiv gegenüber stand.
„Und diese kulturelle Veränderung“, ergänzte Qi Wufu, „hatte unmittelbare Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl der Männer. Montaigne hat im 16. Jahrhundert geschrieben: ,Die Frauen sehen ein zu kleines Werkzeug nur mit Missfallen‘, obwohl er also ein gebildeter Mann war, glaubte er, die Penislänge sei wichtig.“
„Ihm standen eben nicht die Informationsquellen zur Verfügung, die unser ausländischer Freund in der heutigen Zeit benutzt“, meinte nun Wenjing.
Erol kam aus dem Staunen nicht heraus. Als Philosophiestudent kannte er selbstverständlich den Namen Montaigne und als Mann hatte er jenes schlichte Bekenntnis zu männlichen Ängsten bewundert, jedoch nie hinterfragt, wie Montaigne zu solchen Ansichten gekommen war — und schon eröffnete sich ein völlig neues Forschungsfeld, gar nicht davon zu reden, dass der Unterschied, den die Globalisierung ausmacht, in einem Vergleich zwischen Erol selbst und Montaigne deutlich zum Ausdruck kam, worüber man ebenfalls eine Arbeit schreiben könnte…
Er musste sich geradezu zwingen, seine Gedanken wieder zu sammeln. Da war er noch nicht einmal offiziell zum Doktor promoviert und sah schon wieder Arbeit vor sich, die noch Jahrzehnte dauern konnte!
Einstweilen wieder zu den späteren Ming zurückgekehrt, fand er als Nächstes heraus, dass auch damals die Studenten sich rebellisch gezeigt und allgemein gültige Ansichten zu ändern versucht hatten, diese Experimente machten vor dem Thema Penislänge nicht halt, was in einem Roman namens „Rou putuan“, „Die Gebetsmatte aus Fleisch“, karikiert wurde. Diese Information war an sich nicht einmal neu, sondern vor einigen Jahren von einem deutschen Sinologen in den richtigen Zusammenhang gebracht worden. Wenjing, der, wie sich nun heraustellte, recht gut Deutsch sprach und las, legte das betreffende Buch auf den Tisch und zeigte Erol die Stelle:
„ ,Dann löste er den Hosenbund, liess die Hose zu Boden gleiten und brachte unter dem Hemd, auf beide flache Hände gelegt, sein Werkzeug zum Vorschein. Wie er so stand und das neue Werkzeug zur Schau hielt, bot er den Anblick eines persischen Hausierers, der seinen Bauchladen vor sich hinhält. Der andere, der es zuerst aus einigem Abstand gewahrte, dachte bei sich: Eines Esels Schlauch hat er sich vor den Leib gebunden, um mich zu täuschen.‘ Rou putuan 7, Übertragung Franz Kuhn.
Es stellt sich heraus, dass der junge Student sich einen Hundepenis hatte implantieren lassen, dessen nimmermüde Einsätze im Folgenden anschaulich beschrieben werden…“
War das möglich? Erol warf ungläubig einen Blick auf den Bucheinband: Kai Vogelsang, „Geschichte Chinas“, 2012.
„Natürlich war die wirkliche Medizin des 17. Jahrhunderts noch lange nicht so weit“, las Wenjing dann aus den Fussnoten seiner Dissertation vor, „wir können das ,Rou putuan‘ also auch als frühe Science Fiction ansehen, die inzwischen von den realen Möglichkeiten überholt wurde.“
Diese Pointe brachte die zwei anderen zum Grinsen und Erol, der seine ursprüngliche Befangenheit längst abgelegt hatte, rief lachend: „Ich brauche auch heute kein Implantat, bei mir ist alles echt.“
Wenjing beschrieb sich als bisexuell und allgemein neugierig, was ihm selbst weniger auffiel, war seine Dominanz, die für ihn selbstverständlich war, da er er als Sohn einer reichen Familie von klein an nur hatte zu fordern brauchen und alles bekommen hatte, was er wollte. Im Unterbewusstsein wirkte dies jedoch dahin, dass er den sehr männlich ausehenden Erol nicht begehrte, sondern femininer wirkende Männer vorzog. Es war also nur Neugierde, als er nun fragte: „Tatsächlich? Darf ich mal sehen?“
Erol lächelte und tat ihm den Gefallen, vor Wufu schämte er sich seit jenem aufregenden Vierer vor einigen Monaten ohnehin nicht mehr und so hatte nun auch Wenjing etwas zum Staunen.
„Den solltest du der biologischen Fakultät vorstellen“, meinte er schliesslich.
„Die Leute dort kennen die entsprechenden Studien und Statistiken wahrscheinlich auswendig, aber so einen Grossen live zu sehen, wird sie ausflippen lassen.“
***
Irgend ein kluger Kopf hat mal gesagt, jede neue Idee müsste einigermassen verrückt sein, um ernst genommen zu werden.
In Teilen der akademischen Welt, in der sich die „Grosse Frage“ nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest in zahlreiche Einzelfragen aufgelöst hat, sind im 21. Jahrhundert „verrückte Ideen“ begehrter denn je, so ungern das in konservativen Kreisen gesehen wird.
Als nun ein Biologieprofessor einer Gruppe von Doktoranden die Gelegenheit zur Untersuchung von Erols Genitalien ankündigte, gab es vor allem unter den Frauen viel Gekicher, denn unabhängig vom Grad der sexuellen Aufgeschlossenheit: Wenn es um Männer geht, haben Frauen immer etwas zu kichern und es sollte nicht dabei bleiben, sondern als Erol unerwartet auch das Hemd aufknöpfte und seine eindrucksvolle Brustbehaarung sichtbar wurde, begannen sie zu kreischen.
Professor Bo schmunzelte und liess ausdrücklich die Frauen an Erol heran, weil deren körperliche Nähe den Deutschtürken nicht erregte, während sich die Männer zurückhielten und teils mit Neid, teils mit Bewunderung zusahen.
Die Frauen konnten es freilich auch nicht lassen, den grossen Lümmel über das wissenschaftlich Notwendige hinaus anzufassen und ihn schliesslich gezielt zu reizen, denn dass ein solcher Prachtkerl schwul sein sollte, forderte die weibliche Eitelkeit heraus.
Er wurde auch steif davon und bat sie mit einem etwas mühsamen Lächeln, es nicht zu übertreiben, während sie seine Erektion auf den Millimeter genau vermassen. Eine der Frauen spielte trotzdem mit einem diabolischen Lächeln an Erols Hoden, bis der Professor eingriff.
„Bitte, meine Liebe“, sagte er leise, aber bestimmt.
„Heben Sie sich das für Ihre Freizeit auf.“
Es war eine Autorität, die nicht laut werden musste: Die Studentin zog ihre Hand sofort zurück.
Sie konnte es freilich nicht lassen, Erol dabei zuzuwinkern. Auch die anderen Frauen hätten sich nach der Untersuchung gerne noch weiter mit ihm beschäftigt und schliesslich brachte einer der Männer das Geschehen auf den Punkt.
„Groupies“, sagte er schlicht.
„Er ist ein Rockstar und sie sind seine Groupies.“
Daraufhin wirkte Erol so verblüfft, dass die übrigen Männer lachen mussten und auch die Eifersüchtigen entspannten sich.
Fotos von dieser Untersuchung hatte der Professor übrigens ausdrücklich verboten. Er war intelligent genug, um zu wissen, dass derartige Bilder privat gemacht und verbreitet wurden, kannte aber auch das Bedürfnis nach gesellschaftlicher Heuchelei, die die gleichen Bilder zum „Skandal“ hochstilisiert hätte, wenn sie in seinem Hörsaal entstanden wären — und Aufsehen würde das Ganze auch so erregen.
***
Bei alledem hatte Erol seine Beobachtungen von Ranveer Majumdar in Erinnerung behalten und ohne dass er es wusste, arbeitete die Zeit für ihn: Ranveer hatte seit seiner schnellen Nummer mit Xue über das Erlebnis selbst sowie über Sexualität zwischen Männern im Allgemeinen noch einmal neu nachgedacht und sich schliesslich gefragt, wie es wohl wäre, selbst einmal der Empfangende zu sein.
Einige Tage nach jener Vorstellung vor den Biologen hatte der Hype um Erol wieder nachgelassen, er konnte über den Campus gehen, ohne dass die Leute Selfies mit ihm wollten und sich also seinen eigenen Interessen widmen. Bisher hatte er sich dabei eher passiv verhalten, sich also von potenziellen Sexpartnern ansprechen lassen, nun ging er von sich aus auf die Jagd.
Das Jagdrevier, wenn wir bei dieser Metapher bleiben wollen, war leicht einzugrenzen und so standen sie sich schliesslich im Gym gegenüber, beide geradezu Urbilder von Männlichkeit mit ihren trainierten Körpern, Erol nur etwas schlanker gebaut und mit Vollbart.
Ranveer wusste über diesen Mann Bescheid, weil ihm Yu die Geschichte aus der Biologie in allen Einzelheiten erzählt hatte und so brauchten sie nicht viele Worte zu machen, als Erol mit einer Symbolik, die man auch einen „Wink mit dem Zaunpfahl“ hätte nennen können, sein T-Shirt abwarf.
Unter seinen starken und doch sanften Händen war es Ranveer leicht, sich zu entspannen und sich von einem Mann ausziehen zu lassen, wie er selbst es sonst bei Frauen tat.
Dann rammte sich die 25-cm-Erektion des Deutschtürken in den Ringmuskel des Inders wie ein Donnerschlag, Erol verlor jegliche Hemmungen, knallte den Anderen in einem Rausch, wie er ihn nie zuvor empfunden hatte und der sich immer mehr steigerte, je näher er dem Höhepunkt entgegen trieb, bis er schliesslich mit einem animalischen Brüllen explodierte, Ranveer seinerseits hätte es zuvor nie für möglich gehalten, bei einem rein passiven Part Lustgefühle zu empfinden, nun aber waren sie da und er mischte sein Stöhnen mit Erols Schrei, fasste sich schliesslich an den eigenen Schwanz und wichste sich brutal einen ab, ergoss sich auf die Kunststoffmatte unter ihm.
Uuuuuhhhh!
Minutenlang lagen sie danach in ihrem eigenen Saft, rangen mühsam nach Luft, ehe sich ihre Pulsfrequenz wieder normalisierte.
Erol fasste Ranveer bei den Schultern und drückte sie, beugte sich dann über ihn, küsste ihn auf den Nacken und fuhr mit den Fingern durch das dichte Brusthaar. „Zu schade, dass du vergeben bist“, dachte er dabei.
***
Robbi Müller musste seine Studien ebenfalls erweitern, als er auf den kulturellen Austausch zwischen China und Indien stiess, der auch die Ming-Kunst beeinflusst hatte. Um diesem Einfluss nachzuspüren, wollte er nun nach Indien reisen.
Er hätte Lian gerne mitgenommen, aber die hatte ihre Zeit bereits anderweitig verplant und gab ihm nun sogar die Erlaubnis, dort andere Frauen zu vögeln.
Seine deutsche Gewissenhaftigkeit liess ihn zögern.
„Das wäre ja, als würde ich dich betrügen.“
„Bitte, mein Liebling“, flüsterte Lian zärtlich, „wir sind erwachsene Menschen. Du wirst in Indien Frauen erleben, die dich faszinieren und du wirst dort mindestens eine Affäre haben, weil Menschen nun mal so sind. Meine Bedingung ist, dass ich es erfahre. Ich will wissen, wer sie ist und wie sie ist.“
Voller Bewunderung umarmte er sie und presste sie an sich und wäre man nicht zufällig in der Öffentlichkeit gewesen — das Gespräch fand bei einem Spaziergang im Park statt — dann hätten es die beiden auch gleich wieder miteinander getrieben. So aber mussten sie sich bis zu nächsten Gelegenheit in Geduld fassen…
Am nächsten Abend, dem letzten vor Robbis Abreise, besuchten die drei Deutschen eine Vorstellung der studentischen Theatergruppe, in der Lian mitspielte und konnten nicht anders, als sie zu bewundern. Mit einer Selbstdisziplin sondergleichen widerstanden die Darsteller der Versuchung, die traditionelle Pekingoper durch moderne Elemente zu verderben, sondern hatten sich über Monate hinweg langsam in die alten Formen eingearbeitet und liessen nun auf der Bühne den Zauber einer vergangenen Welt wieder aufleben.
Nachdem der Applaus verklungen war und der Saal sich allmählich leerte, schnappte sich Lian Benni und Robbi, führte sie zur Unterkunft der Frauen und dort zu ihrem Zimmer, das sie im Augenblick alleine bewohnte.
Eine Frau mit zwei Männern in einem Raum, damit wäre alles möglich gewesen von der zärtlichsten Verführung bis zur ultrabrutalen Vergewaltigung, nur können sich Männer selbst in unserer Zeit nicht vorstellen, dass eine Frau die Initiative ergreift — und genau das tat sie.
„Ich will zum Abschied ein Sandwich mit euch beiden“, eröffnete Lian ihrem Liebhaber mit einem lüsternen Grinsen.
„Deinen Schwanz in den Po und den von Benni in meine Muschi.“
Dann nutzte sie die momentane Verblüffung der Männer, um den nächsten Schritt zu machen. Wie sich das grazile Wesen aus dem kompliziert zusammengesetzten traditionellen Theaterkostüm herausgewunden hatte, versuchten die beiden Deutschen später aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren, aber vergeblich. Sie stand plötzlich nackt vor ihnen und dann war es mit dem Denken erst einmal vorbei, auch Robbis Eifersucht, die er im ersten Moment empfunden hatte, war verschwunden und die Männer nickten sich in wortlosem Einverständnis zu.
Dann packten sie den herrlichen Körper und bedeckten ihn überall mit Küssen, bald folgten den Lippen die Hände.
Benni stülpte den Mund über Lians rechte Brust, als wäre es der Paradiesapfel, Robbi knetete unterdessen ihre Pobacken und irgendwie gingen auch beide mit ihren Fingern in Lian hinein. Dann zog Benni seine Zunge nach unten über den Bauchnabel zum Kitzler und saugte daran, während Robbi im Gegenzug mit den Händen nach oben ging, ihre Brüste knetete, sie auf den Hals küsste und auch schon seinen Lümmel an ihrer Hinterpforte rieb.
Als hätten sie sich abgesprochen, berührte Benni den Lustknopf jetzt mit den Zähnen und gleichzeitig presste Robbi Lians Brüste so hart, dass die Frau aufschrie, dann fasste er mit der Linken nach unten und führte seine Eichel in den Ringmuskel ein.
Mit einem Wimmern nahm sie ihn auf, fühlte im nächsten Moment, wie auch Benni sich aufrichtete und von vorne in ihre Feuchtigkeit hineinglitt.
Es war für sie alle der erste Dreier ihres Lebens und die Männer mussten sich daran gewöhnen, ausser dem eigenen Schwanz noch einen anderen im Körper der Frau zu spüren, so dass nun zuerst einige Augenblicke tastender Bewegungen folgten, ehe sie wieder ihren natürlichen Rhythmus gefunden hatten — aber dann brach es los, alle Kontrolle war verloren, nur noch blinde Gier tobte in ihnen und Lian ging es nicht anders, sie liess sich vollkommen in den Angriff der beiden Rammböcke hineinfallen, fühlte nicht etwa Schmerzen, sondern nur Lust, schrie und schrie und schrie, als sie unter den wuchtigen Stössen kam und die Männer hämmerten weiter und weiter und weiter, zerquetschten die Frau schier zwischen sich, bis sie sich endlich vollkommen verausgabt hatten und über dem zarten Körper zusammenbrachen.
Für Benni war noch etwas Anderes beeindruckend: mit Tinxiao hatte er im Bett förmlich ringen müssen und sich angesichts ihrer danach wieder aufgerichteten Mauern der Arroganz gefragt, ob das Ergebnis die Mühe wert gewesen war, mit Lian dagegen durfte er seine Lust ausleben, ohne sich benutzt zu fühlen.
Ein Versuch, seinem Kumpel die Freundin auszuspannen, wäre freilich nicht nur unethisch gewesen, sondern auch nutzlos, Lian hätte sich schlichtweg nicht darauf eingelassen.
Damit lag die logische Alternative auf der Hand: War es möglich, irgendwo eine zweite derartige Frau zu finden?